NJEMAČKI FOCUS O UBOJSTVU OLOFA PALMEA

FOCUS-RecherchenHeiße Spur im Mordfall Palme

Sonntag 16.01.2011, 08:45 · von FOCUS-Redakteur Josef Hufelschulte
dpa Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme im Jahr 1985
25 Jahre nach dem ungeklärten Mord an Schwedens Ministerpräsident Olof Palme gibt es einen neuen dringenden Tatverdacht. Der Auftragskiller könnte sich von Hamburg aus auf den Weg gemacht haben.
Ein Auftragskiller des früheren jugoslawischen Geheimdienstes UDBA soll den populären Sozialdemokraten im Februar 1986 nach einem Kinobesuch in der Stockholmer Innenstadt erschossen haben.

Nach FOCUS-Recherchen informierte ein ehemaliger Belgrader Geheimdienstler, der in die Pläne zur Liquidierung Palmes eingeweiht war, deutsche und schottische Sicherheitsbehörden über das tödliche Komplott. Der damals 59-jährige Politiker sei von einem seinerzeit in Hamburg lebenden Auftragskiller getötet worden, berichtete Ex-Spion Vinko Sindicic, 67, der Bundesanwaltschaft und dem Bayerischen Landeskriminalamt.

In einer aufwändig inszenierten Desinformationskampagne habe Jugoslawiens Geheimdienst geplant, die in Belgrad verhasste Szene der Exilkroaten des Mordes zu bezichtigen.

Die bis heute nicht gefundene Tatwaffe, ein Revolver der Marke Smith & Wesson Kaliber .357 Magnum, sei per Schiff aus den USA nach Stockholm geschmuggelt worden, berichtete Sindicic der deutschen Justiz. Palme sei vor Ort von Agenten des jugoslawischen Geheimdienstes beschattet worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass der Personenschutz des Ministerpräsidenten Lücken aufgewiesen habe.

Mutmaßlicher Auftragsmörder lebt in Zagreb

FOCUS-Reporter fanden den mutmaßlichen Auftragskiller in Zagreb. Der heute 65-Jährige arbeitet bei einem privaten Sicherheitsdienst. Deutsche Ermittler übergaben die Aussagen von Sindicic bereits im Dezember 2008 der schwedischen Polizei. Zur Verwunderung der Beamten habe es keine Rückfragen aus Stockholm gegeben.

Kronzeuge Sindicic trug im Jahr 2009 maßgeblich zur Aufklärung eines Mordes im bayerischen Wolfratshausen bei. Ein jugoslawischer Dissident war 1983 mit mehreren Schüssen und Schlägen getötet worden. Die Aussagen von Sindicic führten zur lebenslangen Verurteilung eines Tatbeteiligten, der nach Überzeugung des Münchner Oberlandesgerichts seit 1975 ein Agent des Belgrader Geheimdienstes gewesen sei.

Das Oberlandesgericht München stellte in der Urteilsbegründung fest, dass Sindicic gerade aufgrund seiner Tätigkeit für Belgrads Geheimdienst ein in viele Operationen eingeweihter Zeuge sei. Der Kroate saß wegen eines Mordversuchs zehn Jahre in Schottland in Haft.

http://www.focus.de/politik/ausland/focus-recherchen-heisse-spur-im-mordfall-palme_aid_590595.html

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